Bei unserer ersten Begegnung mit Maja Nowak vom Dog-Institut Berlin müssen Elfi und ich wohl ausgesehen haben wie zwei fliehende Angsthasen, die durch eine Leine miteinander verbunden waren.
Ich bat sie um Hilfe, und wir vereinbarten ein Einzeltraining.
Als mich Maja in unserer ersten Trainingsstunde fragte, was ich gerne tun würde, wenn ich die Wahl hätte, musste ich nicht lange überlegen und antwortete, dass ich sehr gern mit Hunden und Menschen arbeiten würde. Hunde spielten schon immer eine entscheidende Rolle in meinem Leben.
Eigentlich ging es nie ohne sie. Mein Herzenswunsch, meine Leidenschaft für diese großartigen Tiere zu meinem Beruf zu machen, sollte sich erfüllen.
Im Jahr 2007 begann ich ein Praktikum im Dog-Institut und war fortan bei allen Kursen dabei, um zu lernen und zu assistieren. Aus dem Praktikum wurde eine Ausbildungsstelle zur Trainerin und Verhaltenstherapeutin. Parallel zur Ausbildung im Dog-Institut absolvierte ich ein Fernstudium zur Tiertherapeutin.
2010 bis 2014 arbeitete ich als selbständige Trainerin und Verhaltenstherapeutin im Dog-Institut, leitete Kurse für Mensch-Hund-Kommunikation und Workshops und trainierte in Einzeltrainingsstunden mit Menschen und Hunden.
Im Dezember 2013 gründete ich mit "feel the dog!" - meine eigene Schule für Mensch-Hund-Kommunikation.
Anfangs verwendeten wir noch konditionierte Signale wie Sitz, Platz und Bleib. Elfi beherrschte nach kurzer Zeit alle Grundsignale, führte sie jedoch nur in ruhiger Umgebung aus. Auf der Straße - inmitten der vielen Angstreize - geriet sie weiterhin in Panik bei jeder unvermittelten Begegnung und jedem lauteren Geräusch.
Ich beobachtete Maja´s Arbeit mit den Hunden in den Kursen, und ich spürte, dass da noch etwas anderes zwischen ihr und den Hunden passierte. Es wirkte wie eine Absprache ohne Worte, wenn sie die Leine eines ziehenden Hundes übernahm und dieser plötzlich brav und aufmerksam neben ihr lief.
Es war ihre ruhige Energie und eine natürliche, freundliche Autorität ohne Aggression, die dem Hund sagte: "Wenn Du Dich an mich hältst, wird Dir nichts passieren. Du bist in Sicherheit".
Bald darauf erzählte mir Maja davon, wie ihr Leithund Wanja in Russland das Rudel anführte und begann damit, die Leithundqualitäten und den Führungsstil von Wanja in eine menschliche Handhabung zu übertragen.
Dies war auch für mich und Elfi der Durchbruch. Ich begriff, dass Elfi klare Grenzen und Stärke in Form einer ruhigen, bestimmten Führung von mir benötigt, um sich sicherer fühlen zu können.
Um ihr diese Sicherheit geben zu können, musste ich mich zuerst einmal meinen eigenen Ängsten und Zweifeln stellen und lernen, auf Hundeart angemessen Grenzen zu setzen.
Durch Elfi´s Verhalten wurde mir ein Spiegel vorgehalten, und als ich bereit war, hinein zu schauen, begannen die Veränderungen. Der Weg zur gemeinsamen Entwicklung in eine positive Richtung war lang und steinig. Doch er hat sich gelohnt. Bis heute ist Elfi meine größte Lehrmeisterin, wenn es um Verhalten von Hunden, ihre Eigenarten, Charakterzüge und Bedürfnisse geht.
Im Einzeltraining ist Elfi mit der Zeit eine wichtige Assistentin für mich geworden. Bis zu ihrer Reise über die Regenbogenbrücke leistete Elfi auch vielen Gasthunden bei mir im Haus während der Urlaubsbetreuung Gesellschaft.
Nach Elfis Tod zog 2019 eine kleine bezaubernde Zwergpinscherhündin bei mir ein. Die kleine Bruni hat im Alter von 5 Jahren den Weg zu mir über den Tierschutz aus Ungarn gefunden.
Bruni hat ein, für einen Zwergpinscher, sehr ruhiges Wesen, ist sehr anschmiegsam und lieb und kommt mit allen Menschen und Hunden bestens zurecht. Sie scheint sehr dankbar dafür zu sein, dass sie nach ihren ersten 5 entbehrungsreichen Jahren endlich in einem liebevollen Zuhause bei mir ankommen durfte.
Bei meiner Arbeit als Trainerin berühren mich jeden Tag die verschiedensten Schicksale von Menschen und Hunden. Mit Erstaunen und Begeisterung verfolge ich immer wieder, wie schnell Hunde es schaffen, die Herzen ihrer Menschen für persönliche Veränderungen und Entwicklungen zu öffnen, wenn der richtige Zeitpunkt dafür gekommen ist. In den Spiegel zu schauen erfordert Mut, denn oft gefällt uns nicht, was wir dort sehen. Doch es lohnt sich, hinzusehen, um einen Weg der Veränderungen zusammen mit einem Hund einzuschlagen, um miteinander und aneinander wachsen zu können.
Zu Lernen, einen Hund souverän zu führen, bringt viele neue Entwicklungsmöglichkeiten mit sich, die ihre Auswirkungen in allen Lebensbereichen - sowohl von Hunden als auch von Menschen - zeigen.
Ich lade Sie herzlich ein zum Abenteuer des Entdeckens und Hineinfühlens in die Welt der Hunde.
Anja Baumert